Die Linsenpflanze ist seit dem Beginn des Ackerbaus durch den Menschen eine der Hauptnutzungspflanzen. Die ältesten gefundenen Samen im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes werden auf 11.000 Jahre vor Christus datiert.
Eine unglaublich lange Zeit, in der diese krautige Pflanze mit den Power-Samen den Menschen auf seiner Eroberung der ganzen Welt bereits ernährt. Sogar im Alten Testament in der Bibel hat die Linse eine Erwähnung gefunden: „Da gab ihm Jakob Brot und das Linsengericht, und er aß und trank und stand auf und ging davon.“ (Genesis 25,29-34)
Mittlerweile gibt es weltweit über 50 verschiedene Sorten von Linsen, wobei in Europa vorwiegend braune Tellerlinsen, rote Linsen, Berglinsen und gelbe Linsen auf den Tisch kommen.
In Deutschland werden Linsen in Niederbayern, Hessen und auf der Schwäbischen Alp angebaut. Die unscheinbaren, runden Samen, die wie kleine Ufos aussehen, strotzen nur so vor Mineralstoffen, Vitaminen und essentiellen Aminosäuren.
Aber sind sie auch für Schwangere, in der Stillzeit oder als Babynahrung empfehlenswert oder sollte man sie in dieser Zeit lieber vermeiden?
Niemals roh!
Gleich einmal vorneweg: Linsen müssen immer gekocht werden, denn nur dadurch werden die giftigen Lektine, die in den Samen enthalten sind, abgetötet. Wenn sie vor dem Kochen eingeweicht werden, reduzieren sich die unbekömmliche Inhaltsstoffe ebenfalls.
Neben viel Eiweiß und Ballaststoffen enthalten die kleinen Power-Samen eine ganze Reihe an Vitaminen und Mineralstoffen, darunter vor allem einen hohen Anteil an Kalium, Magnesium und Calcium. Alle drei sind wichtig für verschiedene Körperfunktionen: Kalium für das Herz, Magnesium für die Muskeln und Calcium für Zähne und Knochen.
Bei den Vitaminen stehen Vitamin B6, Vitamin B5 und Vitamin B3 an oberster Stelle. Auch ein kleiner Anteil an Vitamin C zur Stärkung des Immunsystems und die äußerst wichtige Folsäure sind in den Hülsenfrüchten enthalten.
Linsen sind außerdem natriumarm, wie alle Hülsenfrüchte, und sind deshalb das richtige Nahrungsmittel für Menschen mit Bluthochdruck, Asthma, Ödemen und Herzinsuffizienz.
Die kleine Hülsenfrucht spricht nämlich alle Bereiche des Körpers an.
So viele gute Inhaltsstoffe – was bedeutet das für die Schwangerschaft?
Vor allem der in Linsen enthaltenen Folsäure sollte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dieser auch als Vitamin B9 bekannte Inhaltsstoff der Linse ist besonders für Schwangere von großer Wichtigkeit.
Laut einigen europäischen Studien soll ein Mangel an Folsäure sogar zu Missbildungen des Embryos führen. Vor allem am Beginn der Schwangerschaft ist die zusätzliche Zufuhr von Folsäure notwendig, da dieses Vitamin für zahlreiche Vorgänge im Körper verantwortlich ist.
Ob Stoffwechsel, Zellaufbau oder als Bestandteil der DNA-Kette, die Folsäure mischt überall mit. Sie kann allerdings nicht selbst vom Körper produziert werden, sondern muss durch Nahrungsmittel oder Vitaminpräparate zugeführt werden.
Der Fötus im Mutterleib braucht Folsäure zuallererst einmal für den Zellaufbau und die Blutbildung. Einen Mangel an Folsäure merkt man zuerst an ständiger Müdigkeit und dem damit einhergehenden Konzentrationsmangel. Dann kommen noch Übelkeit, Durchfall und entzündete Mundschleimhäute hinzu.
Wenn man daraufhin nicht reagiert und den Mangel an Folsäure nicht ausgleicht, kann der Mangel auf das Ungeborene übergehen und sich in Missbildungen, ja sogar Querschnittlähmung auswirken.
Es wird deshalb dazu geraten, bereits beim Kinderwunsch vermehrt Folsäure-hältige Lebensmittel, wie eben Linsen, zu sich zu nehmen.
Schon etwa 300 Gramm Linsen reichen aus, um den Tagesbedarf einer schwangeren Frau an Folsäure zu decken – normalerweise wären es 200 Gramm, aber durch das Kochen werden einige Vitamine mitverkocht.
Linsen als Babynahrung
Auch während der Stillzeit hat die frischgebackene Mutter einen hohen Bedarf an Nährstoffen und ist deshalb mit dem Verzehr von Linsen gut beraten.
Eine Überdosierung mit Folsäure kann übrigens nicht passieren, da das wasserlösliche Vitamin bei einem Überschuss leicht über den Urin wieder ausgeschieden wird.
Vor allem die etwas weicheren roten Linsen eignen sich auch hervorragend als Babynahrung. Damit es nicht irgendwann eintönig wird, gibt es zum Glück zahlreiche Varianten, wie man aus Linsen immer wieder ein leckeres Gericht zaubern kann.
Neben dem altbekannten Linseneintopf, der mit Zwiebeln und Speck verfeinert werden kann, sind auch Linsen-Mangold-Curry, Spaghetti mit einer Linse-Pilz-Rahmsauce oder Linsen-Bulgur-Salat köstliche Ideen.
Für Kleinkinder, die gerade mit dem selbständigen Essen begonnen haben, kann man eine rote Linsen-Kokossuppe, Linsenpüree oder rote Linsen mit Gemüsebrühe zubereiten.
Aus den Hülsenfrüchten kann man sogar Pfannkuchen oder einen leckeren Kürbis-Spinat-Linseneintopf zaubern. Wenn es schnell gehen muss, gibt es natürlich auch die Möglichkeit, die fertige Linsensuppe im Supermarkt zu kaufen.
Da die Linsen dafür ebenfalls vorher gekocht werden, ist der Verzehr für Schwangere unbedenklich. Aber selbst gekocht schmeckt´s natürlich immer am besten!